Als ich Tantra für mich entdeckt habe, war ich erstaunt, wie tantrisch meine Weltsicht eigentlich bereits ist und wie viele tantrische Aspekte – vielleicht oft unbewusst – inzwischen in der Coaching-Szene verwurzelt sind.
Tantra bedeutet „Gewebe“ oder „verwoben“ und steht somit für den Glauben, dass alles miteinander verbunden ist und in Bezug zueinandersteht. Im Tantra gibt es keine Dualität im Sinne von Gegensätzen, die sich ausschließen, denn im Tantra ist alles göttlich und alles ist eins. Alles ist ein Samen, aus dem alles entstehen kann. So sieht Tantra in dem, was wir oft als schlecht betiteln wie etwa Wut oder auch Teile unserer Vergangenheit, den Nährboden für Veränderung und das Potenzial, das diese Energie in die Welt hinaustragen kann. Ich persönlich finde diese Sichtweise sehr heilsam und wunderschön.
Wie so viele andere auch bin ich zuerst mit dem roten Tantra in Kontakt gekommen und dachte, dies sei Tantra. Das rote Tantra nutzt als eines ihrer Hauptmedien die sexuelle Energie und sexuelle Praktiken, um durch sie transformative Prozesse in Gang zu setzen. Das rote Tantra erfreut sich einer großen Popularität, weil die Sexualität eine machtvolle Energie ist, die wir alle kennen. Der Sirenenruf des Roten Tantra ist daher natürlich nachvollziehbar. Leider bin ich vielen Ausformungen des roten Tantra begegnet, die diesen Namen zu Unrecht tragen und ein schlechtes Licht auf die eigentliche Schönheit des roten Pfades werfen. In Wahrheit ist das rote Tantra nur ein möglicher Pfad.
Auch im weißen Tantra, das in mein eigenes Coaching-Business mit einfließt, spielt die sexuelle Energie eine Rolle, jedoch nicht der physische Akt an sich, den wir oft damit verbinden. Sexuelle Energie ist hier hauptsächlich eine kraftvolle Lebensenergie, die ganz viel Kreativität und Schöpferkraft in sich trägt. Auch diese Energie möchte Tantra „befreien“ von gesellschaftlichen Tabus, von Scham und Schmerz, also allem, was ihrem Fließen entgegensteht. Grundsätzlich geht es im weißen Tantra um eine spirituelle Praxis, die einem hilft, das Bewusstsein zu reinigen und zu entwickeln.
Tantra lebt von Energien und in seiner Lehre gibt es Energiezentren, die Chakren und Energiebahnen, die Nadis, sowie unterschiedliche Formen von Energie. Wir Menschen werden als energetische Wesen wahrgenommen, denen es besser geht, je mehr die natürlichen Energien frei in ihnen schwingen. Durch negative Glaubenssätze und Erfahrungen kann es jedoch sein, dass Energien nicht mehr fließen. Tantra bietet eine Vielzahl an Herangehensweisen und Tools, um die Energien wieder in Bewegung zu bringen und so für uns verfügbar zu machen. Das klingt abgehoben? Stell dir vor, du hast Wut als etwas Negatives erlebt und sie deswegen von dir abgespalten: Sie ist Teil deines Schattens und nicht deiner gelebten Identität. Vielleicht führt das dazu, dass du keine guten Grenzen setzen kannst und dich immer wieder in Situationen wiederfindest, die dir nicht dienlich sind.
Wenn du im Coaching wieder Zugang zu einer gesunden Wut-Beziehung findest und dir plötzlich ein kraftvolles Nein (als Ja zu dir) möglich ist, dann bedeutet dies, dass die Energie wieder fließt. Mittlerweile haben sich die tantrischen Weisheiten mit der westlichen Welt vermischt: So kann man z.B. heute in einem Tantra-Lehrgang über die Arbeit mit dem inneren Kind stolpern und in einem westlichen Coaching über die Arbeit an den Chakren. Hinzu kommt, dass die ursprünglichen tantrischen Texte nicht leicht zu entschlüsseln sind. Was gelehrt wird, ist heute meist ihre sinnhafte Essenz. Tantra ist ganzheitlich, holtrop und lässt sich ganz wunderbar inzwischen mit der westlichen Medizin und deren Erkenntnisse verbinden. Auch in der heutigen Trauma-Forschung geht man davon aus, dass der Körper Energien speichert.
Für mich bedient Tantra sowohl ein Weltbild im Sinne von „Alles ist göttlich und verwoben“ als auch einen therapeutischen Ansatz, der durch die vielen Tools wie Meditation, die Arbeit mit den Energien, Körperarbeit und Arbeit mit den Weisheitsgöttinnen (Archetypen) besticht. Übergeordnet betrachtet ist Tantra ein Pfad, den man nicht theoretisch greifen, sondern erfahren muss. Ein Coaching, das mit tantrischen Aspekten arbeitet, wird immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und den Menschen als ein facettenreiches Wesen sehen. Körper, Geist und Seele werden mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen immer mit bedacht.
Ich denke, wir Menschen sind noch immer dabei, unsere Komplexität zu erforschen und uns das „Mysterium Mensch“ zu erschließen. Alle Theorien umkreisen den gleichen Berg und erklimmen die gleichen Gipfel, wir suchen dabei alle unseren eigenen Weg. Das Jahrtausend alte Tantra ( in moderner Form) ist Teil meines Weges weil es mir durch ihre Freiheit, Offenheit, Ganzheitlichkeit und positive Sichtweise am dienlichsten ist. Wie im Buddhismus liegt alles in uns, das Göttliche ist in dir und mir, wir dürfen es nur wiederentdecken.
Mir hat Tantra auf meinem Weg sehr geholfen, zurück in meinen Körper zu finden und auf vielen unterschiedlichen Ebenen einen Zugang zu meinem Sein und meinen Gefühlen wiederzuerlangen. Durch die Meditationen, die Archetypen und die Chakren kann sich Tantra einer sehr bildlichen Sprache bedienen und ich bin davon überzeugt das dies auf unserem „Heilungsweg“ sehr hilfreich ist. Tantra kann daher neben klassischen Fragen, Reflexionen und vielen kognitiven Tools ein Coaching mit weiteren Herangehensweisen bereichern. Ein Ziel von Tantra ist, dass unsere ganz ureigene Energie (Kundalini) in uns erwacht und sich in uns und durch uns entfaltet.
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Dann lies HIER mehr über mich und meine Arbeit.