Wie wir die Wechseljahre als Zeit des Wandels nutzen können, wenn wir nicht mehr ganz im Alten, aber auch noch nicht vollständig im Neuen angekommen sind und uns und unseren Körper neu kennenlernen dürfen.

Zwischen den Jahren

Wie wir die Wechseljahre als Zeit des Wandels nutzen können

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie der Beginn der Wechseljahre uns Frauen (und dabei insbesondere uns Hochsensible) mal wieder vor eine neue Herausforderung stellt. Für mich fühlt es sich an wie ein Zustand zwischen den Jahren: nicht mehr ganz im Alten, aber auch noch nicht vollständig im Neuen angekommen, wobei ich ja noch nicht einmal weiß, wie sich dieses Neue anfühlt und was noch auf mich zukommt.

Fest steht: Es ist ein Übergang, der leise begann und bereits jetzt schon vieles verändert, körperlich, emotional und mental. Mein Körper reagiert anders als gewohnt, und viele meiner Strategien zur Stressbewältigung und für mein Wohlbefinden scheinen auf einmal nicht mehr zu funktionieren. Als Hochsensible fühle ich ohnehin schon viel und horche stark in mich hinein, doch jetzt ist es noch eine Stufe mehr geworden. Ich bin dünnhäutiger, erkenne mich in meinem Denken oft nicht wieder, vergesse so einiges, habe Schlafprobleme und bemerke körperlichen Abbau, wenn ich mein Sportprogramm schleifen lasse.

Genau hier liegt meine Herausforderung und zugleich die Notwendigkeit, meine Bedürfnisse (noch) ernster zu nehmen, Grenzen zu setzen und alte Denkmuster zu hinterfragen. Und auch mich selbst und meinen Körper noch einmal neu kennenzulernen und dazuzulernen.

So viele Frauen sind diesen Weg schon vor mir gegangen, und doch wurde und wird diese Zeit des Übergangs häufig verschwiegen oder kleingeredet. Dabei betrifft dieser Wandel uns alle und ist etwas ganz Natürliches. Keine Frau erlebt die Wechseljahre gleich: Während manche kaum Beschwerden haben, fühlen sich andere stark eingeschränkt und erkennen sich selbst kaum wieder. Und egal, wie wir die Wechseljahre erleben, ich wünsche mir, dass wir ernst genommen werden und uns selbst die Zeit schenken können, uns neu zu entdecken.

Was passiert da mit mir?

Die Wechseljahre, medizinisch Klimakterium genannt, bestehen aus mehreren Phasen, die sich gut und gerne über zehn oder mehr Jahre erstrecken und auch bereits vor dem 40. Lebensjahr beginnen können. Diese Phasen sind:

  • Prämenopause (davor)
  • Perimenopause (die Jahre um die Menopause)
  • Postmenopause (danach)

Die Menopause an sich umfasst nur einen kurzen Zeitraum und bezeichnet den Zeitpunkt der letzten Regelblutung, also den finalen Moment des Übergangs. Sie kann nur rückwirkend festgelegt werden, nämlich dann, wenn zwölf Monate nach der letzten Blutung keine weitere mehr aufgetreten ist. Da wir jedoch nicht vorhersehen können, wann wir das letzte Mal bluten werden, kann diese Phase zusätzlich einige Nerven kosten.

Während dieses gesamten Übergangs von der Prä- zur Postmenopause verändert sich unser Hormonhaushalt. Die Produktion von Östrogen und Progesteron nimmt nach und nach ab. Und ähnlich wie während der Pubertät oder einer Schwangerschaft sind auch die Wechseljahre eine tiefgreifende Veränderung in uns, die nicht spurlos an uns vorübergeht.

Die hormonellen Veränderungen können sich sehr unterschiedlich äußern:

  • Hitzewallungen
  • vermehrtes Frösteln sowie Kälte- oder Luftzugempfindlichkeit
  • nächtliches Schwitzen
  • Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafprobleme, frühes Erwachen)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Stimmungsschwankungen oder innere Unruhe
  • depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme oder veränderte Fettverteilung, häufig im Bauch- bzw. Unterbauchbereich
  • Konzentrationsprobleme („Brain Fog“)
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Muskelabbau
  • Veränderungen der Haut und Schleimhäute
  • sexuelles Desinteresse
  • unregelmäßiger oder veränderter Zyklus (länger, kürzer, stärkere oder schwächere Blutungen)

So können wir unseren Körper unterstützen

Generell hilft es mir, mich selbst und meinen Körper gut zu kennen und einen bewussten Lebensstil mit Achtsamkeit und Selbstfürsorge zu pflegen. Da unsere Muskelmasse ab etwa dem 40. Lebensjahr abnimmt und gleichzeitig das Risiko für Osteoporose sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, versuche ich, moderaten Ausdauersport und Muskelaufbautraining in meinen Alltag zu integrieren.

Gleichzeitig übe ich mich weiterhin in Entspannungstechniken, besonders hilfreich sind für mich Atemübungen / Breathwork.

Auch meine Ernährung rückt stärker in den Fokus, denn bestimmte Lebensmittel können als natürliche Hormonregulatoren wirken und Blutzucker- sowie Hormonschwankungen abfedern. Ebenso ist der Blick auf den Darm wichtig, da sich auch die Darmflora im Laufe der Wechseljahre durch die hormonellen Veränderungen verändert.

Was ich bislang noch nicht ausprobiert habe, für mich aber künftig nicht kategorisch ausschließe, ist eine Hormonersatztherapie (HET) beziehungsweise Hormone Replacement Therapy (HRT). Je intensiver ich mich mit dem Thema Wechseljahre beschäftige, desto deutlicher wird mir, dass die HET kontrovers gesehen wird. Ich denke, dass sie richtig eingesetzt eine große Erleichterung sein kann. Moderne HET-Konzepte arbeiten häufig mit niedrigeren Dosierungen und bioidentischen Hormonen, um den Hormonspiegel auszugleichen. Eine gute ärztliche Begleitung, umfassende Aufklärung und eigener Wissensaufbau sind jedoch essenziell, um eine individuelle Entscheidung für oder gegen eine HET treffen zu können.

Γνῶθι σεαυτόν – Gnothi seauton

Ob mit Bewegung, Achtsamkeit, Ernährung, Hormonersatztherapie oder einer Kombination aus allem: Es gibt leider kein Patentrezept und keinen „richtigen“ Weg, sondern nur den, der sich für einen selbst stimmig anfühlt.

Oder, wie es schon die alten Griechen mit der Inschrift am Apollotempel von Delphi ausdrückten:
Gnothi seauton – Erkenne dich selbst.

Gut, sie meinten damit sicherlich nicht speziell uns Frauen in den Wechseljahren. Aber wann, wenn nicht jetzt, ist es wichtiger, sich selbst zu erkennen, den eigenen Körper zu verstehen, die eigenen Grenzen zu wahren und für sich einzustehen?

Tempel in Delphi

Wir sind zyklische Wesen und unser Hormonwechsel, egal ob regelmäßig oder im Umbruch, nimmt einen großen Teil in unserem Leben ein und unterscheidet uns von einem männlichen Hormonhaushalt.

Die Zeit zwischen unseren fruchtbaren und nicht mehr fruchtbaren Jahren kann geprägt sein von Symptomen und Unsicherheiten – aber auch von der Chance, uns selbst neu zu begegnen und ein weiteres Kapitel unseres Lebens aufzuschlagen.

Meine Buchtipps

Wenn du dich tiefer in das Thema Wechseljahre einlesen möchtest, habe ich hier zwei Bücher für dich, die mir den Einstieg erleichtert haben (unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Affiliate-Link).

zu sehen ist das Buchcover von Sheila de Liz, Woman on Fire

Woman on Fire
von Dr. med. Sheila de Liz

Ein Buch über Wechseljahre aus Sicht einer Gynäkologin. Ich fand es ehr hilfreich, um mich in das Thema HET einzulesen und ein Gespür für meinen Körper zu bekommen. Denn oftmals wissen GynäkologInnen tatsächlich einfach zu wenig über diese Lebensphase, erst recht wenn es um frühe Wechseljahrsbeschwerden geht und der Zyklus noch regelmäßig ist.

HIER gelangst du zu dem Buch.

zu sehen ist das Buchcover von Rabea Kieß, Hormon Balance ab 40

Hormon Balance ab 40
von Rabea Kieß

Ein leicht zu lesendes Buch, das ich immer mal wieder zur Hand nehme und durch die Rezepte stöbere. Es hat mir den Einstieg in das Verständnis für meinen Hormonhaushalt erleichtert und mir gezeigt, wie wichtig meine Darmgesundheit ist.

HIER kannst du das Buch kaufen.

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