Unsere Große Schwester Stephanie Kleinoscheg berichtet von ihrer eigenen Reise als feinfühlige Mutter und wie sie letztendlich ihre Erfüllung in der Selbständigkeit gefunden hat. Mittlerweile berät Stephanie mit ihrem Unternehmen „KindSKraft“ andere Mütter, gibt Tipps und Tools für den Alltag als hochsensibler Mensch und ist Profi in Sachen Selbstfürsorge.

Mein Leben als hochsensible Mutter

Im September habe ich mit unserer Großen Schwester Stephanie über ihren persönlichen Weg als hochsensible Mama gesprochen und wie sie es geschafft hat, aus ihrer Hochsensibilität ihre Berufung und einen Beruf zu machen. Gerade ist ihr neues E-Book erschienen, in dem sie auf rund 40 Seiten dabei hilft, die Stärken unserer Hochsensibilität zu verstehen und in den Alltag als Mama zu integrieren.

Miriam: “Stephanie, du bist selbst zweifache Mama, Partnerin, Hundemama und hochsensibel. Wann und wie ist dir aufgefallen, dass du mehr oder anders fühlst und spürst als manch anderer Mensch und wie hat das dein Leben beeinflusst?”

Stephanie: “Ehrlich gesagt bin ich nicht selbst draufgekommen, sondern meine Ausbilderin während einer meiner Ausbildungen hat mich auf die Seite genommen und einen Test mit mir gemacht, ohne mir zu sagen, worum es in diesem Test ging. Ich war im ersten Moment ziemlich geschockt, weil ich es gewohnt war, von klein auf eine harte Schale zu haben, damit ich eben nicht so empfindlich, feinfühlig oder wie eine Mimose auf die unterschiedlichsten Dinge reagiere. Nach einer Weile, nachdem ich mich damit auseinandergesetzt hatte, wurde mir alles klar, denn von klein weg war ich es gewohnt, dass die Leute schimpfen: Jammer nicht so viel, sei nicht so eine Mimose, wieso machst du dir so viele Sorgen/Gedanken, hör doch einfach auf zu denken.”

Tipps im Alltag

Miriam: “Was machst du seitdem anders, gerade in deinem Familien-Alltag? Was ist der beste Tipp, den du anderen Müttern mit auf den Weg geben kannst?”

Stephanie: “Es hat mein Leben ziemlich auf den Kopf gestellt, weil ich ab diesem Moment, da waren meine Kinder sehr, sehr klein, auch meine Kinder anders wahrgenommen habe und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich habe mir eher die Frage gestellt: „Warum habe ich mir nicht früher Gedanken darüber gemacht, was da dahinter steckt??“ Seither begleite ich nicht nur mich, sondern auch meine Kinder wesentlich einfühlsamer und sage auch den Menschen im Umfeld, was Sache ist. Das kommt nicht immer ganz so gut an oder stößt sehr oft auf Unverständnis. Seitdem ich all mein Wissen habe, fällt es mir leichter, wirklich dahinter zu stehen und dementsprechend dieses Entgegenkommen der anderen einzufordern.

Der beste Tipp, den ich anderen hochsensiblen Müttern mitgeben kann, ist, herauszufinden, was sie selbst brauchen und wollen. Solange ich nicht weiß, was ich selber will und was ich brauche, kann ich keine Grenzen setzen. Da kann ich nicht entsprechend kommunizieren, ich kann mein Nein nicht aussprechen und kann nicht ohne schlechtes Gewissen sagen, was ich machen möchte oder nicht. Das heißt, ich arbeite in meinem Mentoring anfangs ganz, ganz klar mit den eigenen Werten, Bedürfnissen und Wünschen und der eigenen Ausrichtung.”

Hochsensible Familienmitglieder

Miriam: “Sind deine Kinder und/oder dein Partner ebenfalls hochsensibel und wie geht ihr mit dem Thema bei euch zuhause um?”

Stephanie: “Bei meinem Partner habe ich schon ganz oft gesagt, ich glaube, er ist auch hochsensibel – er sagt von sich aber, er sei es nicht. Den Test hat er gemacht und das Ergebnis ist grenzwertig, würde ich sagen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er, weil er generell ein sehr, sehr einfühlsamer Mensch ist, da sehr sensibel auf andere reagiert. Sein älterer Sohn ist auch definitiv hochsensibel, das schwingt bestimmt mit und ich kann mir gut vorstellen, dass mein Partner vielleicht nicht hochsensibel ist und einfach viel achtsamer damit umgeht, weil er es von seinem Sohn kennt.

Bei uns zu Hause spielt es insofern eine Rolle,
weil ich’s beim Lernen, bei der Schule, beim Handballtraining, in unterschiedlichsten Situationen bemerke und da viel darüber gesprochen wird. Allerdings nehmen wir das Wort „Hochsensibilität“ nicht in der Form in den Mund und wir sprechen darüber, was die Kinder brauchen. So wie aktuell zum Beispiel beim Handballtraining, denn mein Jüngerer hat da ein Thema mit den Trainern, die
teilweise einen recht harschen Umgangston haben. Da hat sich mein Sohn zum Beispiel einen mentalen Schutzschild, eine Ritterrüstung zugelegt, mit der er besser damit zurechtkommt.”

Fokus Ich und die Selbständigkeit

Miriam: “Wie ist bei dir der Wunsch nach einer Coaching-Tätigkeit gewachsen und wann hast du den Sprung in die Selbständigkeit gewagt?”

Stephanie: “Die ersten Überlegungen, mich selbstständig zu machen, hatte ich vermutlich schon als Kind, weil ich da schon Unternehmerin gespielt habe – frag mich bitte nicht, wieso. Es hat mir einfach immer schon Spaß gemacht und da hatte ich sogar einen besonderen Unternehmerinnen-Namen: Elvira Mahler. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich später vielleicht mal mit diesem Pseudonym arbeite, denn ich verbinde sehr, sehr wertvolle Erinnerungen damit.

Ernsthaft über ein eigenes Business nachgedacht habe ich, als mein Älterer ein Baby war. Da habe ich sehr eindeutig gespürt, ich möchte nicht irgendwo angestellt sein und habe mit einer meiner besten Freundinnen, mit der ich auch jetzt zusammenarbeite, erste Ideen geschmiedet.

Konkret meine eigene Selbstständigkeit umgesetzt habe ich vor dem ersten Lockdown, Anfang 2020, und seitdem ist all das Schritt für Schritt gewachsen. Den echten Sprung in die Selbstständigkeit habe ich dann 2022 gewagt, als ich das Angestelltenverhältnis Stück für Stück reduziert habe.”

Miriam: “Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus und was sind deine Highlights aber auch deine Hürden?”

Stephanie: “Mein typischer Arbeitsalltag, puh, ich glaube, den gibt’s gar nicht wirklich, weil es sehr unterschiedlich ist, ob mein Partner Homeoffice hat oder ob die Kinder früher von der Schule nach Hause kommen oder ob sie am Nachmittag zum Beispiel noch bei ihrem Handballtraining sind. Meine Beratungen gebe ich lieber an Tagen, wo ich ganz alleine zu Hause bin, weil ich da ungestört bin. Dieser unterschiedliche Tagesablauf ist gleichzeitig meine größte Hürden, denn dieses immer flexibel sein müssen, kostet teilweise viel Energie und ich muss mich da manchmal sehr an der Nase nehmen, dass ich diszipliniert bleibe.

Wenn ich es auf die Hochsensibilität runterbreche, glaube ich, dass für uns Hochsensible das eigene Business ein Geschenk ist, auch wenn es natürlich viel Strategie, viel Ordnung, viel Disziplin bedarf. All das ist bei Hochsensiblen aber oft weniger eine Herausforderung, weil die meisten ohnehin einen starken eigenen Antrieb haben. Umgekehrt beobachte ich, dass sich viele Hochsensible enorm schwer tun mit fixen Unternehmensstrukturen und der Konzernbetrieb oft wenig vorteilhaft ist.”

Andere Mütter

Miriam: “Auf welchem Wissensstand sind die Mütter, die zu dir in die Beratung kommen oder ein Coaching bei dir machen?”

Stephanie: “Der Wissensstand der Mütter ist unterschiedlich, die allermeisten wissen auf jeden Fall, dass sie hochsensibel sind und oder in diese Richtung eine große Herausforderung haben. Was alle vereint, sind die Erschöpfung und Überforderung, nicht zu wissen, wo anfangen, womit anfangen und da wirklich mal den Druck rauszunehmen. Die Herausforderungen der Mütter liegen vor allem darin, wirklich etwas zu verändern. Die Mütter wollen in die Leichtigkeit kommen und glauben oft, da müssen sie noch diese oder jene Übung dazu machen und die nächste Atemübung bringt endlich Erleichterung.

Dadurch wird der Alltag aber immer noch mehr anstatt von leichter. Das heißt, wir schauen uns zuerst an, welche Ressourcen sind schon da und wie können wir diese gezielt nutzen.

Mit dem Mentoring möchte ich auf gar keinen Fall, dass die Frauen on top zu ihrem ohnehin schon stressigen Alltag noch mehr Übungen dazubekommen. Das funktioniert nicht, da schaltet das Gehirn erst recht auf Stressmodus und blockiert. Das heißt, im ersten Schritt machen wir nur Folgendes: wir reduzieren, reduzieren, reduzieren, was möglich ist, damit endlich mal sprichwörtlich wieder Luft zum Atmen da ist. Erst danach erweitern wir und verändern Schritt für Schritt die unterschiedlichen Strukturen und Abläufe.

“Es ist nie zu spät – nie zu spät, von vorne anzufangen, nie zu spät, glücklich zu sein.” Jane Fonda

Möchtest du mehr über Stephanie und ihre Angebote rund um „KindSKraft“ erfahren oder du einen Test machen, ob du hochsensibel bist?

Dann schau gerne einmal hier auf Stephanies Profil vorbei.

Hier kommst du zu ihrem E-Book “Dein Kompass – Hochsensibilität fühlen, feiern, leben”

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